Das Tagebuch 1880-1937. Leinen-Ausgabe

1914-1916

von

Im Sommer 1915 erscheinen in Kesslers Tagebuch unheimliche Bilder von menschenleeren Landschaften, immer wieder klingt die Vorstellung vom riesigen russischen „Märchenreich“ an, in das die deutschen und österreichischen Truppen einmarschieren. Im Oktober und November 1915 folgen detaillierte Aufzeichnungen über den Verlauf der Schlacht um Czartorysk, eine Karte mit den Frontverläufen ist dem Band beigegeben.
Im April 1916 wird Kessler an die Westfront versetzt, um dort bei Verdun an der wohl bekanntesten Schlacht des Ersten Weltkriegs teilzunehmen. Eindringlich schildert das Tagebuch die sinnlosen Kämpfe, die hohe Verluste an Mensch und Material forderten. Am 19. Mai 1916 fährt Kessler dienstlich nach Berlin und kehrt nie wieder an die Front zurück. In der biographischen Literatur zu Kessler hat es immer wieder Spekulationen um einen „gesundheitlichen Zusammenbruch“ gegeben, die sich im Tagebuch allerdings nicht bestätigt finden.
Im Herbst 1916 wird er dann schließlich mit der Organisation der Kulturpropaganda in der neutralen Schweiz betraut.
Es ist die eigenwillige Mischung aus Kriegschronik, Lage- und Stimmungsbericht von der Front, Landschaftsskizze und Abenteuergeschichte, die Kesslers Kriegserlebnisse zu einer so faszinierenden Lektüre machen.