Das Verhör

Zerstörung und Widerstand

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Aus Protest gegen die Sprengung der Leipziger Universitätskirche St. Pauli im Jahr 1968 entrollten fünf junge Physiker automatisch ein Plakat mit der Forderung nach Wiederaufbau. Dietrich Koch ist der Einzige, der wegen seiner Beteiligung daran verurteilt wurde. Er berichtet mit großer Genauigkeit über die Methoden und den riesigen Aufwand der Stasi, ihn in fast zweijährigen Verhören geständig zu machen und über seinen Widerstand gegen den Versuch, ihn zu zerstören. Seine Geschichte ist eingebettet in eine kaum bekannte Landschaft des Widerstandes in der damaligen DDR.
Kochs Buch ist das Standardwerk zu den Verhörpraktiken der sozialistischen Machthaber schlechthin und es weist darüber hinaus auch noch auf einen weiteren, tragischen Aspekt in der Beschreibung des Leipziger Freundeskreises hin: die Tatsache, daß das Zerstörungswerk der Vernehmer und ihrer Vorgesetzten bis heute scheinbar unüberbrückbare Gräben im Umgang mit der Vergangenheit zeitigt. Die Vorgänge um das Erscheinen des Buches und dessen fortgesetzte Diffamierung sind deutlicher Beleg. Die aktuelle Brisanz durch die sogenannten Rosenholz-Akten findet sich schon bei Koch, der auf die Stasi-Kontakte westdeutscher Sympatisanten verweist, die bislang weitgehend unbeachtet geblieben sind.