Das Wien-Projekt /The Vienna Project

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Harry Weber, Jahrgang 1921, ist fünf Jahre lang durch die Strassen gegangen, hat Lokale besucht, in Geschäfte geblickt, sich auf eine Parkbank gesetzt und dem Treiben zugesehen. Interessiert haben Ihn in erster Linie die Menschen, die jungen Frauen, immer wieder die Kinder, die Rituale in der jüdischen Gemeinde wie die Straßenarbeiter bei ihren nächtlichen Tätigkeiten, der Wirt hinter der Theke und die eiligen Passanten in der Innenstadt und an der Peripherie. Gelegentlich hat Weber seine Kamera nach oben gerichtet, auf die Fassaden und die von Vögeln belagerten Denkmäler, auf die grellen Lichtreklamen und gegen den abendlichen Himmel. Sein Augenmerk galt den marginalen Ereignissen und den eigenwilligen Situationen, er ist ein Lichtbildner, der an den Randerscheinungen das Flair der Stadt aufspürt.

„Das Wien-Projekt“ kennzeichnet aber auch ein Buch, das sich von den üblichen Wien-Bänden wesentlich unterscheidet. Es verzichtet auf die Aufzählung der Sehenswürdigkeiten und nennt auch nicht den jeweiligen Standort des Fotografen. Vielmehr öffnet sich dem Betrachter eine Folge von Blicken, neugierigen und zurückhaltenden, schnellen und überlegten: ein Kaleidoskop des städtischen Lebens, wie es Bewohnern und Besuchern laufend begegnet, mit den vielfältigen Facetten einer Metropole, deren Eigenarten immer nur für Augenblicke auftauchen, um gleich wieder von neuen Eindrücken abgelöst zu werden.