Der Blick…

von

Ihr goldener Schmuck und ihre bunten Kleider waren für mich fremd.
Weil es mehrmals geklopft hatte, öffnete ich die Türe einen Spalt weit.
Sie stand vor unserer alten, schweren Haustür.
Oma, Oma, rief ich laut, damit sie mich auch wirklich hört.
Meine Oma stand schon gleich neben mir. Wir öffneten die Eingangstüre einen weiteren Spalt.
Ja, um was geht es, fragte Großmutter die exotische Frau.
Die schwarzhaarige Fremde zog ein Etui aus ihrer bunten Rocktasche und klappte es auf.
In dem Etui lag ein zusammengefalteter Zettel.
Sie nahm den Zettel heraus, faltete das Schriftstück auseinander und zeigte das Geschriebene meiner Oma.
Das Gesicht von Oma wurde weis.
Dann sagte sie, dass die jungen Eheleute gerade nicht da sind.
Kommen sie ein anders mal wieder.
Mit einem bösen Blick und ein paar unverständlichen dahin murmelten Worten ging die seltsame Frau wieder auf die Straße hinaus.
Ich atmete tief durch.
Großmutter nahm meine Hand und drückte sie fest.
Auch sie gab einen Befreiungsseufzer von sich, dann kehrten wir gemeinsam in die Küche zurück.
Oma sprach kein Wort darüber.
Was auf dem Zettel der ungewöhnlichen Frau stand sage sie mir nicht.
Oma stellte sich an ihren Küchenherd, öffnete die Ofentüre und schürte den Herd mit Holz.
Oma Maria ist die Mutter meiner Mutter.
Mein Vater Josef Friedrich heiratete in das Anwesen Hausnummer 66 in Augsfeld hinein.
Josef hatte es anfangs nicht leicht.