Der Dezember des Dekans

Roman

von

In seinem ersten Roman nach Verleihung des Nobelpreises 1976 schildert Saul Bellow die Krise im Leben eines Mannes. Albert Corde, ein ehemaliger Journalist, lehrt Zeitungswissenschaften an einer Chicagoer Universität und ist zugleich Dekan für studentische Angelegenheiten. Mit seiner Frau Minna ist er nach Bukarest geflogen, wo ihre Mutter im Sterben liegt. Minna, eine renomierte Astronomin, die ihre Heimat früh verlassen hat, erfährt nach der Rückkehr die Rache der kommunistischen Bürokratie gegenüber der Renegatin – man läßt sie nur kurz zur sterbenden Mutter. In diesen Tagen seelischer Anspannung, des Wartens und Trauerns im dezemberlich-düsteren, von Verfall und Repression gezeichneten Bukarest läßt Chicago Corde nicht los. Er grübelt über den Verfall menschlichen Zusammenlebens, über Anarchie, Egoismus und Brutalität in einer sogenannten Vergnügungsgesellschaft, mit der er sich in einer Artikelserie über Chicago vehement auseinandergesetzt hatte. Das und sein Engagement in einem Prozeß gegen zwei Schwarze, die des Mordes an einem weißen Studenten angeklagt sind, hat die Universität in Verlegeneheit gebracht, ihn allgemein heftiger Kritik ausgesetzt. Der Dekan wartet in Bukarest auf den Urteilsspruch, der nach dem Tod seiner Schwiegermutter eintrifft. Moralisch ist es für ihn ein Sieg, aber an der Universität muss er den Hut nehmen. So wird ihm bei der Rückkehr nach Amerika mit seiner trauernden, zutiefst verletzten Frau bewußt, daß nach dieser Reise nichts mehr so sein wird wie zuvor. Aber Albert Corde ist auch bereit zu einem neuen Beginn. Saul Bellows neuer Roman, brillant in Sprache und Stil, ist die aktuelle Geschichte von zwei Städten, zwei Welten und zugleich eine Geschichte von Liebe und Tod.