Der empfindsame Titan.

Ludwig van Beethoven im Spiegel seiner wichtigsten Werke

von

In Bonn durchlitt Beethoven das „Drama des begabten Kindes“ und wurde von seinem ebenso tyrannischen wie haltlosen Vater zu ständigem Üben angetrieben. Er wich dem väterlichen Druck aus, indem er, wann immer er konnte, frei am Klavier phantasierte, was später in seine großen Werke einfloss.
Auch in Wien war sein Leben volle Kämpfe und Spannungen: durchgängig unglückliche Liebschaften, Querelen mit adeligen Gönnern, immer neue Krankheiten, die schrittweise Ertaubung und der nervenzehrende Kampf um die Vormundschaft über den Neffen Karl. Ausagieren konnte Beethoven den ständigen psychischen Druck im kompositorischen Schaffen, vor allem, indem er Regeln brach. Sowohl in seinen Symphonien wie auch in der Kammermusik führte er neue Genres ein, und in seinen Klaviersonaten ließ er die vertraute Abfolge der Sätze hinter sich. Er schuf für die Zeitgenossen schockierend starke Kontraste, die auch heute noch die Zuhörer elektrisieren.
Nie zuvor hat ein Komponist so radikal sein Innenleben, seine Gefühlswelt dargestellt. „Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie”, lautete sein Credo. Gilt es auch heute noch?