Der geschärfte Blick

Eine Kulturgeschichte der Brille von 1850 bis heute

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Die Zeiten, in denen Augengläser etwas Ungewöhnliches waren, sind längst vorbei. Beinahe jede(r) Zweite trägt heute eine Brille und aus dem vormals unschönen „Spekuliereisen“ ist ein modisches Accessoire geworden. Trotzdem bleibt die Einstellung zur Brille ambivalent: im Hollywood-Kino gilt noch immer das eherne Gesetz, dass echte Stars keine Brille tragen. Die Auffassung, Brillen würden eine Person weniger attraktiv machen, scheint ebenso unausrottbar wie die Meinung, Brillenträger seinen besonders intelligent.
Viele dieser Einschätzungen haben ihre Wurzeln in der langen Geschichte der Brille. Rund siebenhundert Jahre hat es gedauert, bis sie sich vom einfachen Leseglas zum präzisen optischen Instrument und vom Luxusartikel zum alltäglichen Gebrauchsgegenstand entwickelt hat. Notwendig waren dazu die technische Verbesserung der Gläser und Brillengestelle, die Fortschritte in der Augenheilkunde, die Entstehung des modernen Optikerwesens und nicht zuletzt die Einführung einer öffentlichen Gesundheitsfürsorge.
Seit ihrer Erfindung dient die Brill auch der Selbstdarstellung. Im 18. und 19. Jahrhundert setzten sich wohlhabende Bürger mit Scherenbrillen, Lorgnetten oder Monokeln in Szene; heute dienen ganz unterschiedliche Brillenfassungen der Inszenierung der eigenen Persönlichkeit.
Susanne Buck geht auf all diese Facetten des Themas ein und liefert damit ein spannendes und informatives Buch zur Geschichte unserer Alltagskultur.