Der Glückliche.

Roman zu zehn Stimmen

von

Der Glückliche beruht auf der von Roswitha Quadflieg recherchierten Biographie des Dr. L. W. (1888–1959), von 1921 bis 1933 Stadtarzt in Speyer. Schon früh als Querulant verschrien, wurde er mehrfach verwarnt, 1938 wegen Beleidigung Hitlers verhaftet, jedoch aufgrund eines ärztlichen Gutachtens in die Heil- und Pflegeanstalt Lohr verbracht. Hier blieb er 21 Jahre. Drei Tage nach seiner Entlassung im Sommer 1959, inzwischen im 72. Lebensjahr, stürzte er auf einer Wanderung in den Tiroler Bergen – die er mit seiner jüngeren Schwester unternahm – in den Tod.
Die ‚Befragung‘ der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts und der Nazi-Zeit waren bereits Thema von Quadfliegs letzten Büchern Requiem für Jakob und Beckett was here.
25 Jahre nach L. W.s Tod kommen zehn Stimmen zu Wort – sieben Familienmitglieder, ein Mitinsasse, ein Arzt und ein Rechtsanwalt – sie rollen sein Leben wie in einem Zeugenstand auf, wobei jede auf ihrem eigenen Standpunkt beharrt, die eigene, einzig richtige Sichtweise reklamiert.
So werden unterschiedliche ‚Wahrheiten‘ vorgeführt, die den Leser erneut in Unsicherheit darüber bringen, wie alles denn nun wirklich war. Schließlich verplappert sich der eine oder andere; zuletzt fallen die Masken. Motive entpuppen sich als zweifelhaft, scheinbar selbstlose Intentionen als Lüge. Verdacht auf Inzest kommt auf, ein Mordgeständnis passiert als Statement für die eigene Unfehlbarkeit.