Der Hexen-Sabbath

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‚An derselben Stelle, wo vor vielen Jahren die Angeklagten waren verbrannt worden, wurde, nachdem man ihre Ehrenrettung laut vorgelesen hatte, eine lustige Comödie gespielt, über welche die Zuschauer viel lachten. Und doch war dieser unsinnige Hexen-Prozeß nur der erste große in Europa (…)‘

Mit dieser Geschichte aus der Zeit der Hexenverfolgungen im burgundischen Arras um die Mitte des 15. Jahrhunderts erweist sich Ludwig Tieck (1773–1853) einmal mehr als scharfsinniger Analytiker politischer Willkür: Rechtsunsicherheit, Machtmißbrauch, Korruption, Folter und Mord bilden die eine Seite dieses Lehrstücks. Auf der anderen stehen Phantasie, Freundschaft, Liebe und Kunst – die Bereitschaft, Abweichendes zu tolerieren und wertzuschätzen.

‚Der Hexen-Sabbath‘ (1832) ist als eines der bedeutendsten Werke Tiecks anerkannt. Der Historiker Friedrich von Raumer bezeichnete die Novelle als ‚opus mirandum‘. Sie zielt – wie alle großen historischen Dichtungen – auf Gegenwart und Zukunft.