Der Kaufmann von Venedig

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‚Ich bin ein Jude. Hat nicht ein Jude Augen? Hat nicht ein Jude Hände, Gliedmaßen, Werkzeuge, Sinne, Neigungen, Leidenschaften? (…) Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht? Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht?‘

‚Shylock steht ganz klar, in schärfster Helle im Stück, und wir dürfen wohl (…) daran denken, daß Helle und Hölle das nämliche Wort ist.‘ (Gustav Landauer)

Shylock ist die wohl berühmteste jüdische Gestalt der Weltliteratur, William Shakespeares (1564–1616) ‚Der Kaufmann von Venedig‘ eines der wichtigsten Dramen der Literaturgeschichte, die Schlegel-Tiecksche Übersetzung seiner Stücke als Meisterwerk der deutschen Sprache kanonisch. Gründe genug, diesen Text in einer buchstabengetreuen, behutsam ‚unangepaßten‘ Fassung zu lesen.

Gustav Landauers (1870–1919) Vortrag ‚Der Kaufmann von Venedig‘ – erstmals 1917 in der von Martin Buber herausgegebenen Monatszeitschrift ‚Der Jude‘ erschienen – ist eine umfassende, einfühlsame Würdigung der stofflichen Problemstellungen des Dramas und der ästhetischen Leistungen Shakespeares.