Der Koch, der nicht ganz richtig war

Geschichten

von

Liebe, Sehnsucht und Melancholie sind die Fäden, aus denen Martin Klugers hochgestimmte Erzählungen gewoben sind: Ein wunderlicher Koch verliebt sich unsterblich in eine Krankenschwester, die jeden Morgen zu ihrer Arbeitsstelle schwimmt. Um sie zu gewinnen, kocht er sich die Seele aus dem Leib. Ein ferner Onkel wird schwermütig, „er studierte das Fach Sehnsucht, reduzierte es auf das Wesentliche, die Sucht, und verspielte, was ihm unter seine schönen schlanken Finger kam, Jahresgehälter, Tageslöhne, Portokassen.“

Zwischen Litauen, Uruguay und Berlin-Steglitz erschafft Martin Kluger eine strahlend schöne, strahlend traurige Welt. Seine Geschichten sind Erinnerungen, farbenfrohe Denkmäler für das zwanzigste Jahrhundert und den Nachhall seiner Katastrophen. Wir betreten eine untergegangene Epoche, die bevölkert ist von Feuerspuckerinnen, Frauenärzten, Frisören und „meinen Leutchen“ aus dem europäischen Osten. Es sind wilde Geschichten, die die Zerrissenheit eines ganzen Jahrhunderts enthalten – jede dieser eigenwilligen Figuren zieht einen Schweif aus Vergangenheit hinter sich her. Weltumspannend, hymnisch und reich führen Martin Klugers Erzählungen ihre Herkunft vor: aus verschiedenen Ländern und Sprachen, von der Flucht und aus dem Exil. Mit Wehmut und Witz fabuliert Martin Kluger im Ton chassidischer Märchenerzähler aus einer Zeit, die immerzu zwischen den Kriegen steckt.