Der Krebs sagt: „Ich haue ab.“

Corona-Tagebuch 2020

von

Der Krebs sagt: „Ich haue ab!“
Ein Kind, ein Mädchen von vier Jahren, zeichnet ein
Bild. Auf ihm ist ein großes Haus zu sehen, das hat zwei
spitze Türme, drei Fenster auf dem Längsschiff und zwei
Türen mit halbrunden Bogenabschlüssen oben. Das Haus
ist der Kölner Dom.
Vor dem Dom stehen zwei Menschen, eine Mutter und
ein Kind, die Zeichnerin selbst. In der rechten oberen Ecke
des Querformates sehe ich die lachende Sonne. Die Sonne
wie die zwei Menschen tragen Stöckelschuhe, weil auch die
Sonne weiblich ist.
Im Luftraum über dem Dom sehe ich ein weiteres Wesen
ohne Stöckelschuhe, und auch ohne Beine, das schwebt über
dem Gebäude. Wie das heißt, das konnte ich nicht erfahren.
Auch das Gebilde ist freundlich und nicht drohend.
Eine Pfeilreihe beginnt bei den Menschen, umkreist den
Dom, steigt auf in den Luftraum und endet daselbst in einer
Rakete. Auch die Rakete hat ein Fenster und eine Bogentür,
durch die das Luftschiff betreten werden kann.
Jede Menge Igelsteine füllen den Himmel und dazu zwei
winzig kleine weitere Wesen. Das eine ist ein Schmetterling,
das andere ein Krebs, und der Krebs sagt:Der Krebs sagt:
„Ich haue ab“, denn der Krebs lebt normalerweise tief
unten im Meer, in ewiger Finsternis, und er fliegt auch nicht.
In einer Vergrößerung ist er hier auf der linken Seite abgebildet.
Was will ein Kind mir sagen, denn das Zeichen auf dem
Blatt hat eine Aussage. Als ich die erfragen wollte, erhielt
ich als Antwort: „Der Krebs will weg, dem ist die Erde zu
heiß geworden“. Und das sagte mir in aller Klarheit das
vierjährige Mädchen. Kinder erfassen ultimativ die Bedrohung
der Veränderung, die unausweichlich ist, wenn jetzt
nicht gehandelt wird. Die Politik hat zu handeln. Das Kind
erkennt den Mangel.Das Virus als das uralte sozialistische Wesen arbeitet
gegen die kapitalistisch geprägte Form unseres Daseins.
Deshalb auch konnte sich die kommunistisch verfasste
Volksrepublik China erfolgreich gegen das Covid-19 verteidigen,
der „Westen“ aber nicht.
So werden wir während des Anthropozäns in ein sozialistisches
Zeitalter hinübergleiten. Der Kapitalismus wird
ausgedient haben und wird abgelöst werden.
Diejenigen, die die Zukunft jetzt schon verstehen, um in
ihr zu leben, das sind die Kinder, und ihre Zukunft bilden
sie heute schon in ihren Zeichnungen ab.