Der Kristall. Schwimmstunde

Romane

von

Der Kristall – das ist zum einen ein Glaspalast in Hamburg, von dem aus eine elitäre Emanzenclique die Puppen tanzen läßt. Zum anderen ist er das Kompositionsprinzip einer Literatur, in der durch Rekursionen die Figuren über den Autor herrschen, der als Zauberlehrling vor den gerufenen Geistern verzagt. In einem atemberaubenden Kräftemessen lassen den Protagonisten drei Dinge über den Kristall triumphieren: seine eigne Integrität, die Mitfühlen mit Geistesschärfe und körperlicher Verteidiungsbereitschaft verbindet, der weibliche Instinkt und die unbedingte Liebe seiner Frau, die das Netz der Blendung zerreißt, und die Selbstreflexion, die sich in seiner Romanfigur ausdrückt. Man könnte diese Dreiheit auch Adam, Eva und die Schlange im Paradies nennen. Der Autor kann nur Autor bleiben, wenn er den Glaspalast zwar zerstört, aber die Versuchung, die zu diesem Schrecken geführt hat, in letzter Konsequenz rettet.
Um das Überleben und die Notwendigkeit der Selbstverteidigung geht es auch in dem Text ‚Schwimmstunde‘. Ein jugendlicher Außenseiter wird von seinen Klassenkameraden im Schwimmbecken gewaltsam untergetaucht und so lange am Auftauchen gehindert, daß er Todesangst spüren muß. Die Lehrer, nachträglich alarmiert, versuchen die Sache zunächst herunterzuspielen, bis sie sich ratlos eingestehen müssen, daß sie vor einer Gewaltbereitschaft stehen, die sich mit ihrem Weltbild nicht verträgt. An diesen Punkt angekommen, denken sie nur noch an ihr berufliches Überleben. Die eher kleine Geschichte gewinnt in einer mehrfachen, immer wieder in neuem Blickwinkel dargestellten, Wiederholung etwas Exemplarisches über eine Gesellschaft, die sich nicht mehr ihren Fragen nach Bindung und Fliehkraft stellen will.