Der Letzte

von

Landolf Scherzer ist der Letzte, der sich im Januar 1999 als Berichterstatter beim Thüringer Landtag akkreditieren läßt, um die Parlamentarier bei ihrer Arbeit und im Wahlkampf zu beobachten. Neugierig, nachdenklich, mit Humor und entwaffnender Unbekümmertheit dringt Scherzer – wie schon in seinem fesselnden Buch „Der Zweite“ – in die Tiefen des parlamentarischen Systems der Bundesrepublik vor. Dabei legt er nicht nur die Mechanismen der Macht, nicht nur Kungelei und Korruption bloß, sondern entdeckt auch die Menschen hinter den genormten Politikerfassaden.

Einfühlsam werden Biographien Ost- und Westdeutscher protokolliert, Wendehälse, Wendeverlierer und -gewinner porträtiert, einzigartige Schicksale berichtet, die dennoch exemplarisch sind für den Zustand der Republik zehn Jahre nach dem Ende der DDR. Ebenso umfangreich wie der Kreis der Gesprächspartner – neben Abgeordneten aller Fraktionen und dem Ministerpräsidenten z. B. auch der Landtagstischler oder eine Rentnerin im Altersheim – ist der aufgeblätterte Problemkatalog: Investitionsschiebereien, Ausländerfeindlichkeit, Parteispenden, Fraktionsdisziplin, Strukturschwachheit, Arbeitslosigkeit.

Ein ungewöhnlicher Blick hinter die Kulissen der deutschen Politik, geschärft am Beispiel Thüringens, doch übertragbar auf ein System, das den Glanz der Perfektion und Untadeligkeit längst verloren hat.

„Scherzer hält auch der demokratischen Republik einen Spiegel vor, der manchmal schmerzliche Einsichten liefert.“ Stuttgarter Zeitung