Der Lübecker „Brandanschlag“

Nie aufgeklärt: Der Tod von zehn Asylbewerbern Ein Lehrstück von Medien, Vorurteilen und Lügen

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1996 brennt in Lübeck ein Asylbewerberheim. Mit 10 Toten und 38 teils schwer Verletzten ist es der folgenschwerste Brand in Lübeck seit dem Krieg. Schnell ist klar, dass es sich um Brandstiftung handelt. Bis heute ist das Geschehen nicht aufgeklärt. Jedes Jahr findet eine Gedenkveranstaltung statt. Und jedes Mal wird gefordert, den Fall wieder aufzurollen.
Angesichts der Fülle von Widersprüchen und Unterstellungen platzt nun dem damaligen Lübecker Staatsanwalt Heinrich Wille der Kragen. Er wurde bekannt durch seine Rolle in der Barschel-Affäre und sein Buch dazu. Auch jetzt nimmt er kein Blatt vor den Mund. Damals wurden Neonazis verdächtigt, festgenommen – und konnten nicht angeklagt werden. Es fand sich kein hinreichender Tatverdacht.
Das passt vielen Journalisten nicht, die immer noch den Vorwurf erheben, die Justiz sei „auf dem rechten Auge blind“ gewesen. Wille beweist nun die Blindheit und Voreingenommenheit der Medien.
Zum Hintergrund gehören die Brandanschläge von Mölln 1992 und auf die Lübecker Synagoge 1994. Und es wird die Brücke zu den NSU-Morden geschlagen. Mit Unterstellungen und Allgemeinplätzen glänzen diverse selbst ernannte Fachleute. Von Politikern und Journalisten – von Deutschlandfunk und NDR bis zur„Zeit“ – wird das Geschehen politisch instrumentalisiert.
Wille ist sauer: „Warum werden immer noch die eindeutigen Tatsachen nicht zur Kenntnis genommen?“ Und er beweist, dass dies kein „Brandanschlag“ von außen gewesen sein kann, sondern das Feuer im Haus entstanden sein muss. Es geht ihm auch um das menschliche Leid der Angehörigen, jedoch: „Tränen dürfen nicht den Verstand vernebeln.“