Der Mann im Schilf

Roman

von

George Saiko erweist sich als einer der wirklich bedeutenden Erzähler der österreichischen Literatur der Jahrhundertmitte. Er steht in der Tradition jener Romanentwicklung, die von Rilke, Kafka, Musil und Broch zu Doderer und Gütersloh reicht und die gekennzeichnet ist von dem Versuch, in einem Zeitalter sich zunehmend verwirrender Perspektiven der Form des Romans neue und zeitgemäße Möglichkeiten zu eröffnen.

„Eines Tages entdeckt man eben, dass Freiheit ein Leerlauf ist, ein Selbstbetrug, dessen man sich schämt, dass es höchstens eine Art von Freiheit gibt, die Freiheit von etwas – “ Mit dieser gleich zu Beginn des Romans wie leichtfertig hingeworfener Bermerkung ist jener Grundton allgemeiner Verunsicherung angeschlagen, der den ganzen Roman durchzieht. Der Archäologe Sir Gerald, seine Frau Loraine und sein Assistent Robert – der auch Loraines Geliebter war – sind von einer Grabungscampagne auf Kreta zurückgekehrt nach Salzburg, wo Robert seine Verlobte Hanna treffen will. Hier nun – man schreibt das Jahr 1934 – geraten sie in die Wirren des Faschisten-Putsches, der das Land mit Gewalt und Hass überzieht und auch unter ihnen sein Opfer findet. Saiko verknüpft nun die beklemmende Darstellung der politischen Katastrophe mit dem heillosen Beziehungsgeflecht seiner Figuren, wobei die Brutalität der historischen Ereignisse und die Unerbittlichkeit der persönlichen Konflikte einander spiegeln.