Der rote Rock

Ein nachgelassenes Fragment

Als Inge Merkel 2006 in Mexiko starb, hinterließ sie ein nicht sehr umfangreiches, aber inhaltvolles Konvolut mit einzelnen Kapiteln und Entwürfen zu einem neuen Roman: Es sind Seiten von außerordentlicher Intensität und Phantastik, die – auch wenn sie als Ganzes ein Fragment bleiben mussten – die Autorin ganz auf der Höhe ihrer Möglichkeiten zeigen. Eine Ankunft in Mexiko mit allen Gefühlen der Fremdheit und der Müdigkeit geht über in Traumsequenzen in starken Farben, und die wieder wechseln ab mit Erinnerungen an die Kindheit, die Mutter, den Großvater, die Schule, die einen starken autobiografischen Bezug zeigen. Es ist kein leichtes Leben, das hier aufscheint, aber mit der wunderbaren Erfindung des Comes, eines engelhaften Lebensbegleiters, der uns allen zur Seite steht, hat Inge Merkel eine Gestalt erdacht, die zwar nicht Schutz und Trost garantiert, aber dafür jene Wahrnehmung und Aufmerksamkeit, aus der auch die Kraft des bewahrenden Erzählens kommt.