Der Schatten der Zypressen

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DER SCHATTEN DER ZYPRESSEN, ein Buch des Philosophen und Schriftstellers Wiebrecht Ries, ist Erinnerungsarbeit. Sie folgt dem Ruf SCHAU HEIMWÄRTS, ENGEL! Die Zeit, die alles gibt und alles raubt. Trauer und Revolte. Verzweifelter Versuch, den geliebten Toten, ihrem vergessenen Leben, ein Gedenken in der Nachwelt zu sichern. Das Unglück der Familie, das Scheitern der Liebe, die Einsamkeit, letztendlich das Phänomen des Todes begründen in den Jahren der Lehre an der Universität das Recht auf radikale Fragen in einer Philosophie, die sich in der Aufdeckung einer „zweiten Realität“ in der ersten als Kunst versteht. Hörbar wird der Dreiklang Sprachwelten, Bildwelten, Traumwelten. „Im Mondlicht schwanken die schwarzen Fächer der Zypressen.“ Ihr Schatten in der Literatur der klassischen Moderne wirft auf das Seelenleben den Umriss des undurchdringlichen Untergrundes menschlicher Existenz. Am Beispiel Franz Kafka zeigt der Autor, dass hinter dem „Hoftor“ eine fremde Welt liegt. Reiter mit „hohen Lanzen“ werden sichtbar, deren Spitzen in der Tiefe des Raums aufblitzen. Es geht um Grenzgänge zwischen Wachen und Traum am Rand einer geheimnisvollen Welt des Verborgenen. Sie ist unheimlich und nicht ungefährlich. Ihr korrespondiert eine Physiognomik der Psyche. Nächtliche Ringkämpfe mit der „Knochenkrankheit“, Angst vor dem sich nahenden Tod. Erzählt wird von seiner Ankündigung im Geschrei der Dohlen „Hinweg!“ Das Buch macht den „trübseligen Hausbewohner“ in einem Hinterzimmer auf dem Dachboden sichtbar. Er scheint zu schlafen. Im Traum redet er unverständliche Worte in einer Vogelsprache. Schlägt er die Augen auf, beginnt dein Prozess.