Der Teufel ist ein schlechter Chauffeur

Zwischen Kopenhagen, Paris, Berlin und New York

von

Im August 1928 setzt sich eine 21jährige Dänin in Kopenhagen auf’s Fahrrad und fährt nach Paris, um sich einen Lippenstift zu kaufen. Als moderne junge Dame bedient sie nicht nur die Pedale, sondern schreibt exklusiv für die größte Boulevard-Zeitung Dänemarks Reportagen über ihre Erlebnisse, die sie aber üppig mit erfundenen Stories bereichert – Dichtung und Wahrheit liegen hier eng beieinander, in den Texten wie im ‚wirklichen‘ Leben. Diese junge Dänin heißt Ruth Berlau; sie will aus einem gutbürgerlichen Leben ausbrechen, will Journalistin oder Schauspielerin werden. Abenteuerlust und Phantasie haben bei ihr lebenslänglich Hochkonjunktur. Und ganz gleich, was sich die junge Dame in den Kopf setzt, es gelingt. Jedenfalls bis sie Bertolt Brecht trifft, die große Liebe ihres Lebens. In seinem großen Schatten wurde vieles anders: bis heute wird die Existenz von Ruth Berlau ausschließlich durch die Brecht-Brille betrachtet. Dabei gab es viele andere, die ihre Arbeit geschätzt haben: Egon Erwin Kisch, Martin Andersen Nexö, Elisabeth Bergner oder Ingrid Bergman.
Tatsächlich war Ruth Berlau als Journalistin, Fotografin, Schauspielerin, Regisseurin eine Frau mit vielen Begabungen – und mit vielen Gesichtern. Die erst kürzlich entdeckten und hier erstmals veröffentlichten Fotos zeigen eine schöne Frau, mal kokett, mal traurig, schelmisch oder herausfordernd.