Des Balkans letzter Bey

Roman

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Der Roman spielt in den Jahren 1910-1920 in Makedonien und schildert die Ereignisse während der Aufstände und Kriege in den Balkanländern. Im Mittelpunkt des Geschehens steht Zülfikar Bey, Spross einer alteingesessenen türkischen Familie in Makedonien. Als einziger Sohn wohlhabender Eltern wächst er wohlbehütet auf und genießt eine gute Ausbildung an den besten Schulen. Zülfikar entwickelt sich zu einem gebildeten jungen Mann, gutaussehend und Liebling der Frauen, der ein sorgenfreies ungebundenes Leben führt.
Mit dem Aufkommen nationalistischer Ideen wird das friedvolle, geregelte Leben untergraben. Durch das Eingreifen der Großmächte, die das Osmanische Reich als Gefahr im Osten betrachten und daran interessiert sind, seine Macht auf dem Balkan zu brechen, werden die Bestrebungen, autonome Staaten zu gründen, unterstützt. Es kommt zu Unruhen, Rebellion, Verfolgung und Krieg. Menschen werden einander entfremdet, Familien zur Emigration genötigt, Städte und Dörfer verwüstet, unschuldige Menschen getötet.
In patriotischem Enthusiasmus fasst Zülfikar Bey den Entschluss, sich dafür einzusetzen, das Eindringen fremder Mächte in Makedonien zu verhindern. Er meldet sich als Freiwilliger, zieht in den Balkan-Krieg, wird verwundet und heimgeschickt. Er schließt sich einer Untergrundbewegung an; auf der Flucht vor der französischen Besatzungsmacht führt er mit Freischärlern, den sogenannten “Komitaci”, in den “zerklüfteten Bergen” Makedoniens ein gefahrenvolles Flüchtlingsdasein. Bei dem Versuch, heimlich sein Elternhaus aufzusuchen, wird er verhaftet und ins Gefängnis gebracht. Nach seiner abenteuerlichen Flucht kehrt er zurück in den Schutz der wilden “zerklüfteten Berge”. Bei einem erneuten Versuch, heimlich seine Familie zu besuchen, wird er von einem vermeintlichen Freund, der hinter dem Kopfgeld her ist, erschossen.
Der Roman stützt sich auf wahre Begebenheiten und basiert auf den Erinnerungen von Makedoniern, die in die Türkei emigrierten; er zeigt Ähnlichkeiten mit den Zuständen in Bosnien in den 1990er Jahren. Außerdem vermittelt der Roman einen eindrucksvollen Einblick in das Leben der osmanischen Türken am Balkan.
Seine Botschaft richtet das Buch an die ganze Menschheit: Toleranz gegen Andersgläubige, Freundschaft und Hilfsbereitschaft zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft, Gastfreundlichkeit und unverfälschte Menschlichkeit.
Es blieb Zülfikar Bey nichts anderes übrig, als seine wahre Meinung zu äußern.
„Verehrter Herr Richter, auch Sie waren nicht genötigt dazu.“
„Wozu waren wir nicht genötigt? Ich verstehe nicht, was sie damit meinen!“
„Die Franzosen, die nicht in den Krieg gezogen sind, leben auch in Sicherheit in ihrem Vaterlande, genau wie unsere Landsleute hier, die sich nicht an dem Kampf beteiligen. Der einzige Unterschied ist, dass ich in meinem eigenen Vaterland vor Gericht zitiert werde. Sie, als ein Fremder nehmen sich das Recht, über mich in meinem Land zu bestimmen, mich zu verhören und zu verurteilen. Ich bin kein Mörder, höchstens ein Kriegsschuldiger! Mörder werden von den Gerichten ihres eigenen Landes verurteilt. Wenn ein Geschoss aus meiner Waffe jemanden getötet hat, so geschah das nur, weil ich genötigt war, mein Leben zu verteidigen, denn der Getötete hätte sonst mich erschossen. Ich habe erlebt, wie meine Kameraden zu meiner rechten und linken Seite niedergeschossen wurden. Ich werde in meinem eigenen Land angeklagt, meine Heimat, in der ich geboren und aufgewachsen bin, und meine Ehre gegen Eindringlinge verteidigt zu haben. Dabei sind Sie es doch, die von weither mit Schiffen und Eisenbahnen in mein Land eingedrungen sind! Auch Sie waren nicht genötigt dazu, verehrter Herr Richter! Wir haben Sie nicht eingeladen. Bitte, stellen Sie sich vor, Sie wären an meiner Stelle! Wenn ich mit meinen Truppen und Waffen in Frankreich eingefallen wäre, hätten Sie ganz bestimmt genau so gehandelt wie ich.“