Dichtarbeit – Prozesse des Schreibens

von ,

Im Rahmen eines Stipendiums als „Grazer Stadtschreiber“ lud Ulrich Schlotmann Kolleginnen und Kollegen ein, Texte über die jeweils eigene Dichtarbeit zu verfassen. Die Beiträge zeigen exemplarisch die Vielfalt von Arbeitsweisen und Schreibhaltungen innerhalb eines topographisch definierten literarischen Milieus. Die im Band abgedruckten Manu- und Typoskripte lassen Textgenese im Verbund von analoger Schriftkultur und digitaler Datenverarbeitung als Zusammenspiel kognitiver Prozesse und gestischer Impulse verstehbar werden.
Arbeitsweisen von Ulrich Schlotmann machen Handschriften zur Prosa „Die Hub-, Schub- und Zugkräfte der Statik Band Eins“ mit ihren zahlreichen Vorstufen
nachvollziehbar. Ausgehend von einfachen Hauptsätzen, die sukzessive durch
Insertierungen von innen her erweitert werden, entstehen riesenhaft verschlungene Gebilde, die an ihrer eigenen Überinformation zerstieben. Faksimilierte Blätter eröffnen den Blick auf die Feinstrukturen dieses akribisch durchkomponierten Mammutwerks. Ein Essay von Sebastian Kiefer zeichnet das rationale Kalkül nach, dem Schlotmann bei der Konstruktion seiner groteskvirtuosen Ausmalungskaskaden folgt.