Dichte Kerne.

Lyrik der Gegenwart. Band 40.

von

In ihrem Gedichtzyklus Dichte Kerne hat Ute Eisinger sich mit abstrakten Arbeiten von Bildhauer(innen) auseinandergesetzt, die meisten davon Österreicher nach 1945.
Rilkes verstörendes Gedicht „Archaischer Torso Apollos“ beginnt als Kunstbetrachtung und kippt um in die Situation, dass eine kopflose Steinfigur aus sich und ihrer Zeit heraus auf den Betrachter blickt. Diese Prüfung endet mit dem Aufruf: „Du musst dein Leben ändern!“.
Im Zusammenhang mit Rilkes herrischem Wort rückt der Philosoph Peter Sloterdijk das Phänomen dieser Beziehung zurecht und nennt es eine „unangemaßte Autorität“, die Kunstwerke, wenn sie sich offen legen, auf den Betrachter ausüben.
Was geschieht also, wenn man sich dem Bann dichter Kerne aussetzt?
In den vorliegenden Gedichten hört Ute Eisinger auf Skulpturen, nicht ohne Eigensinn im Schild zu führen.