Die alten Leiden der Frau Hermi

Erzählung

von

Hermine Valticek – Frau Hermi genannt – lebt alt und vereinsamt in einem Wiener Gemeindebau. Abwechslung in ihr Dasein bringen Jiri, von den Grauen Tigern mit ihrer Pflege beauftragt, und Draga, die aus Serbien stammende Putzfrau, die nicht nur die Wohnung aufräumt, sondern auch für das leibliche Wohl sorgt. Doch die alte Wienerin macht ihren fleißigen Geistern das Leben schwer. Ständig jammert sie über ihre Krankheiten, immer schimpft sie über die ’nichtsnutzigen und faulen Ausländer‘. Kein Wunder, dass Draga und Jiri auf abwegige Gedanken verfallen, als sie unabhängig voneinander Frau Hermis Sparbuch entdecken.
Beppo Beyerl entwickelt in seiner Erzählung aus den Niederungen des Wiener Gemeindebaus ein satirisches Verwirrspiel um die Einsamkeit des Alters, die Sehnsucht nach einem ‚besseren‘ Leben, die Abgründe in zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Ausländerfeindlichkeit des Kleinbürgertums, Gier und Neid werden vor einen entlarvenden Spiegel gezerrt, in dem auch die Nöte und Demütigungen von Menschen sichtbar werden, die in Österreich eine Lebenschance und zweite Heimat suchen, jedoch Ablehnung und Diskriminierung finden.