Die Andere Bibliothek

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In Olga Forschs Roman schlägt uns in neun »Wellen« das Panorama einer Epoche entgegen. Das russische Narrenschiff, das durch die Jahre fährt, ist das von Gorki ins Leben gerufene »Haus der Künste«, in dem Maler, Philosophen und Schriftsteller gemeinsam mit Arbeitern lebten und ihre Existenz in den Bürgerkriegsjahren sicherten. Dieses »Narrenschiff« ist beseelt vom Wahn der Kunst: Seine Passagiere sind Menschen in den Jahren nach dem Oktoberumsturz und bis zur Auflösung des Hauses im Jahr 1923, die sich in Kühnheit und Fortschrittlichkeit zu überbieten versuchen.
Die ersten »Wellen« kreisen um das Zeitgeschehen, um Hunger, Frauenbefreiung, Emigration, Antisemitismus oder Atheismus – die nachfolgenden Wellen erzählen von Autoren und ihren Werken, darunter Maxim Gorki, Alexander Blok oder Andrej Bely. In einem assoziativen und episodenhaften Erzählen setzt sich kaleidoskopartig die Zeit zusammen.
Russisches Narrenschiff hat ein eigenes Schicksal. Olga Forsch war gewiss keine Dissidentin, doch der Roman verschwand nach der Veröffentlichung 1931: Er wurde weder in die später erschienene Gesamtausgabe der Werke von Olga Forsch aufgenommen noch zu ihren Lebzeiten veröffentlicht.