Die drei Schwestern Piale

von

Anfang der neunziger Jahre, in einer überheizten, nach Gemüsesuppe duftenden Küche, in einem Dorf mitten im französischen Limousin. Yvonne Piale, pensionierte Lehrerin, hat Besuch bekommen. Claude Mirgue, ein junger Versicherungsvertreter und entfernt mit Yvonne verwandt, möchte etwas über ihr Leben erfahren. Einen Herbst und einen Winter lang taucht er jeden Montagvormittag in den nebelhaften Dunst der Vergangenheit ein, während Wind und Regen gegen die Fensterscheiben peitschen. Geschichten über Geschichten von den drei Schwestern Piale will er hören, Yvonne, Lucie und Amélie. Um ihren Stolz, ihre Liebe und ihre Sehnsucht, ihre Einsamkeit und ihr Aufbegehren kreisen die Erzählungen der Lehrerin, deren Leidenschaft schon immer die Sprache war. Ab und zu huscht Lucie, die geistig schlichte, in ihrer Unwissenheit geradezu unschuldige Schönheit, durch die Küche; nie hat sie gewußt, warum ihr Körper von so vielen Männern begehrt worden ist. Nur Amélie, die jüngste, fehlt: Die rebellische, hochmütige Frau, die vom Ozean und dunklen Wäldern geträumt hat, ist Jahre zuvor ums Leben gekommen.
Drei Frauenleben: Träume, die wie Geschirr zerbrechen, ein Geschmack von harschigem Schnee im Mund und all diese zugigen Zimmer, in denen es einfach nicht warm werden will, die verlorene Kindheit und das Entsetzen im Angesicht der vergehenden Zeit – Richard Millets poetischer, sprachmächtiger Roman über das Leben der stolzen drei Schwestern Piale ist reich an Bildern und Nuancen, Rhythmen und Melodien.