Die Existenz als Grenze des Wissens

Grundzüge einer Kritik der Philosophischen Anthropologie bei Karl Jaspers

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Karl Jaspers ist einer der meistgelesenen deutschen Philosophen des 20. Jahrhunderts. In seinem Denken, das er als Existenzphilosophie und später als Vernunftphilosophie bezeichnete, steht die Frage nach dem Menschen im Mittelpunkt. Die vorliegende Arbeit versucht durch eine systematische Analyse dieser Philosophie, Jaspers’ Denken für die gegenwärtige Debatte um die Stellung des Menschen zu öffnen. Dabei wird Jaspers’ Gesamtwerk als eine Entfaltung seiner Hauptgedanken verstanden: In den psychopathologischen Schriften ist der Ursprung seiner philosophischen Grundhaltung zu finden, das Problem der notwendigen Unechtheit des Menschen wird zur Ausgangsfrage der Existenzphilosophie, die in der Kommunikation den Ursprung des Menschseins sucht, nicht ohne in der Vernunft die Bedingung dieser Existenz und im philosophischen Glauben die Gewißheit des Menschen, in der Transzendenz gegründet zu sein, zu sehen. Dabei wird deutlich, daß Jaspers der Philosophischen Anthropologie ablehnend gegenübersteht, weil sie sich ein Bild und Begriff vom Menschen machen will. Jaspers setzt dagegen das Abschreiten des „Bereichs des Menschseins“, indem er die Wirklichkeit von der Realität des Menschen unterscheidet, den Menschen als „Chiffre“ begreift und seine Offenheit nicht auf die Welt sondern die Transzendenz bezieht. Jaspers’ Philosophie zeigt sich als eine „offene Metaphysik“, die den Menschen vor der drohenden Funktionalisierung schützen könnte.