Die Extraklasse der italienischen Komödie

Hommage an Paolo Virzì

von

Der Beginn der italienischen Komödie
wird allgemeinhin dem Film I SOLITI
IGNOTI (Diebe haben’s schwer) von
Mario Monicelli aus dem Jahr 1958 zuge-
schrieben: Die Elemente einer leichten Komik
vermischen sich hier zum ersten Mal mit dra-
matischen Themen, die auch mit der aktuel-
len politischen und sozialen Situation zu tun
haben. Neben Monicelli etablieren sich in
jenen Jahren auch Comencini, Risi und Scola.
Ab Mitte der 70er-Jahre bis in das folgende
Jahrzehnt hinein herrscht eine Krise, in der nur
Massimo Troisi und Carlo Verdone als Vertreter
dieses Kinos aktiv sind, das Komik und Dra-
matik, Soziales und Privates auf eine typische
Art der Komödie verbindet, die Ken Loach
weniger als eigenes Genre, sondern eher als
Sammelbecken für Genres bezeichnete.
Für das europäische Publikum ist Paolo
Virzi der bekannteste Vertreter der zeitgenös-
sen italienischen Komödie. In seinen Filmen
treffen Provinz und Großstadt aufeinander,
seine Figuren kämpfen gegen Probleme und
Einsamkeit sowohl in der Arbeiterklasse (LA
BELLA VITA) als auch in besser gestellten
Schichten (IL CAPITALE UMANO, dt. Die süße
Gier). Vor allem aber wird Virzi zur Stimme
jener Zeit in Italien, die von den zwanzig Jah-
ren unter Berlusconi bis heute reichen.
Das Private des Regisseurs fließt ein bisschen
in alle seine Filme ein, ebensowie seine Liebe
zur Stadt Livorno. Die für sein Leben bedeu-
tenden Interessen werden uns in seinen Filmen
näher gebracht. Dies gilt auch für seine große
Leidenschaft für die Musik, die wir beispiels-
weise in dem Dokumentarfilm L’UOMO CHE
AVEVA PICCHIATO LA TESTA erleben. Der Film
ist teils biographisch (die Geschichte des Musi-
kers Bobo Rondell!) teils autobiographisch.
Virzi erzählt und trifft Freunde und Bekannte
auf den Straßen seiner Stadt, an einem Tisch
am Meer mit dem Soundtrack von Rondelli,
aber auch von Piero Ciampi und Nada Malani-
ma, die, wie er aus Livorno stammen.
Das Kino Virzis erneuert sich, es ist innova-
tiv und dies hat ihm auch über die nationalen
Grenzen hinweg Anerkennung verschafft,
was lange Zeit nicht der Fall war.
Christos Acrivulis