Die Falkin

von

Aus der einsamen, schwermütigen Wildnis des Böhmerwaldes ragt der Lusen auf als Herrscher der Wälder weit ringsum. Steingekrönt ist sein Gipfel, aus Legföhren und Fichten ist sein Mantel gewebt. Mächtig ist dieser Berg, und wehe den Herzen, die ihm nicht hörig werden wollen. Doch den Waldgeborenen, die schon in der Wiege den Blick zu ihm hoben, ist er Vater. Was rechtest du darum, Fremde? Dein Wort verweht in den Wipfeln.
Minni Lindner von Wieslinden, einem stattlichen Bauernhof im Vorland draußen, mußte es erfahren, daß die Gesetze die der Wohlstand gibt, in dieser Waldnatur unbeachtet untergehen. Am Ende ihres verlorenen Kampfes gegen den Berg, dem sie zum Heil nach ihrem Sinne die Macht über seine Menschen entwinden wollte, bekennt sie: Seht, ich habe gesündigt; denn ich glaubte an mich mehr als Gottes Fügung und an die Stärke der Natur. Seht, ich habe geirrt; denn ich maß die Menschen nur mit meinem Maße. Seht, ich habe erkannt: Gut sein ist leicht, wenn man es sich leisten kann. Darum seid nicht stolz und unbarmherzig, ihr Glücklicheren!