Die gehäutete Zeit

Ein Judasbericht

von

Uwe Saeger erzählt in seinem neuen Roman von Judas und Jesus. Warum verrät der Gefolgsmann Judas seinen Meister? Und warum verrät er ihn auf eine Art, mit einem Kuss nämlich, die innere Zugehörigkeit ausdrückt? Jesus im Kreise seiner Jünger und Frauen. Nichts Menschliches ist ihm fremd. Jesus nimmt Judas, gegen den Willen der anderen Jünger, bei sich auf. Judas ist ihm verfallen. Aber welche Rolle ist ihm zugedacht? Die Römer fürchten die Jünger und ihren Anführer wie eine Bande Revoluzzer. Die Juden fürchten einen Unruhestifter, der nach dem Tod des Täufers Johannes einen neuen Gottesbegriff verkündet. Judas könnte seinen Herrn retten, so wird ihm gesagt, wenn er ihn an die Römer verrät. Beide, Jesus und Judas, wachsen und spielen ihre Rolle, die zum Heilsplan gehört. Sie können auf ein Szenarium verzichten, obwohl sie in einem Stück agieren, das ein unbekannter Regisseur inszeniert. Realität und große Literatur in ihrem Spannungsverhältnis sind Merkmale dieses faszinierenden Romans, der zugleich eine Sprachschöpfung ist, wie man sie heute kaum noch findet.