Die geordnete Zeit & Rebellion des Salzes /El temps en ordre & Rebel·lio de la sal

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TERESA PASCUAL wurde am 3. November 1952 in Grau de Gandia, einem mediterranen Küstenort im Landkreis La Safor, südlich von Valencia, geboren und verbrachte dort ihre Kinder- und Schulzeit. Der Vater fuhr als Fischer zur See und erfand die Fideuà, eine Art Paella mit Hartweizen-Fadennudeln und Meeresfrüchten, die zur kulinarischen Spezialität der valencianischen Küche wurde. Die Mutter erbte ‚aus einer Epoche / der Angst, des Krieges und unmöglicher Fragen‘ die Kargheit des Mangels und jenen ‚Hunger‘.

In den letzten Schuljahren erwachte das Interesse am Schreiben, weshalb Teresa Pascual lieber Literatur studieren hätte, aber an der Universität von Valencia gab es jenen Studiengang noch nicht. So entschied sie sich für Philosophie und wurde danach Oberstufenlehrerin am Institut Ausiàs March in Gandia.

In den achtziger Jahren gründete sie den Literaturzirkel’Aina‘ mit, bei dem sich die neuesten Stimmen der katalanischen Poesie, darunter Maria-Mercè Marçal, Jaume Pérez Montaner, Marta Pessarrodona, Alèx Susanna und Xulio Ricardo Trigo, kennen- und schätzenlernten. 1987 erschien ihr Lyrikerstling ‚Flexo‘ (Leselampe), für den sie mit dem Premi Senyoriu d‘Ausiàs March in Beniarjó ausgezeichnet wurde. 1988 veröffentlichte sie ihren zweiten Band ‚Les hores‘ (Die Stunden), der sowohl mit dem renommierten Premi Vicent Andrés Estellés als auch mit dem Premis Octubre gewürdigt wurde. Ihr dritter Lyrikband ‚Arena‘ (Sand) folgte 1992 und ihr vierter Zyklus ‚Currículum vitae‘ 1996.

Ihre Gedichte wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, darunter ins Baskische, Deutsche, Englische, Französische, Galicische, Italienische, Russische und Spanische, während sie Gedichte von Hilde Domin, das poetische Gesamtwerk von Ingeborg Bachmann und jeweils einen Einzeltitel von Hans Magnus Enzensberger und Brigitte Oleschinski ins Katalanische übersetzte.

Die beiden vorliegenden Gedichtbände von Teresa Pascual – 2002: ‚El temps en ordre‘ (Die geordnete Zeit), der mit dem Premi Crítica d’Or 2003 ausgezeichnet wurde, und 2008: ‚Rebel·lio de la sal‘ (Rebellion des Salzes), der mit dem bemerkenswerten Premis de la Crítica Catalana 2009 gewürdigt wurde – überwinden die Abgründe zwischen Denken und Fühlen, welche philosophisch oftmals als Antagonismus angesehen werden, durch ihren poetischen Blick, der die ursprünglichen Werte in ihrer menschlichen Dimension befragt, ergündet und wiedererlangt. Nicht von ungefähr schrieb der baskische Philosoph und Dichter Miguel de Unamuno (1864-1936): ‚Man muß den Gedanken fühlen und das Gefühl denken.‘

Ihr ‚Inventar der Stille‘ gibt den Dingen ihr Maß und Gewicht zurück: Geometrie und Wort: ‚Es ist der Augenblick, zu den Dingen zurückzukehren, / ihnen Namen zu geben, ohne auf die Wirkungen / zu schauen, die sie auf die Seele ausüben. / Die alte Furcht – der Seele vor den Wirkungen – / zieht sich an ihren Ursprungsort zurück, / entschlossen, den Frieden der Vernunft / innerhalb des Lebens nicht zu wollen.‘ Ihre maritime Metaphorik kennzeichnet zudem eine Poetik der existentiellen Tiefe, schnörkellos und formbewußt: ‚uralte Meereskunst, / die die Anfänge angleicht / und die Schicksale vereint.‘ (Lichtkunst)

Tobias Burghardt (Meereskunst)