Die Globalisierung der Affekte

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Die gegenseitige Durchdringung nicht nur entfernter Kulturen, sondern auch bislang getrennter Lebens- und Gesellschaftsbereiche zu einer Gesamtheit, hat unzählige Aspekte. Erst ganz allmählich wird uns klar, dass es sich dabei um einen
Veränderungsprozess handelt, der in seinen schieren Dimensionen, aber auch hinsichtlich seiner Totatlität ohne historisches Vorbild ist. Manchmal nähern wir uns ihm scheu, dann wieder enthusiastisch. Das vorgestellte Ziel dieses Veränderungsprozesses bezeichnen wir inzwischen als globale oder Weltgesellschaft. Öffentlich betont werden vor allem die wirtschaftlichen und politischen Wirkungen der Globalisierung. Sowohl der einzelne Mensch, als auch Kollektive und
Gesellschaften aller Art erfahren aber nicht nur rational, was eine solche strukturelle Verschmelzung für sie bedeutet. Sie spüren auch – und vielleicht sogar primär – deren affektive Seite. Wir fühlen, empfinden, erleben eine Veränderung unserer Lebensumstände, die wir nur nach und nach begreifen.

Diese unmittelbare, qualitative Betroffenheit von Globalisierung im Sinne einer immer noch zunehmenden Durchdringung aller Aspekte des Lebens ist Gegenstand des vorliegenden Bandes. Wie Blitzlichter auf ein riesiges, leicht ins Unfassliche ausuferndes Phänomen versuchen die Beiträge, einzelne Aspekte dieser Verschmelzung herauszuarbeiten und zu verstehen.

Mit Beiträgen von:

Annalise Acorn: Sumimasen, es tut mir leid: Die Rolle der Entschuldigung in der Schlichtung von Streitigkeiten in Nordamerika und Japan
Undine Eberlein: Leiberfahrungen in kulturellen Praktiken
Helmut Fallschessel: Katastrophenfaszination und Apokalypsesehnsucht im Zeitalter der Globalisierung
Michaela Ott: Affizierung als ästhetische Begründungsfigur
Friedrich Roeders: Globalisierung und Weltkultur
Wolfgang Sohst: Die wertenden Gefühle, die Moral. Über die subjektiven Geltungsbedingungen moralischer Wertungen
Rüdiger Zill: Medea. Re-Lektüren einer Figur