Die Hermannsschlacht

von

In seinem letzten, 1836 vollendeten, Historiendrama wollte der viel unterschätzte Klassiker Christian Dietrich Grabbe (1801 – 1836) seiner Heimatstadt Lippe eine Denkmal setzen. Er beschreibt die wichtigsten Ereignisse rund um die berühmte Schlacht im Teutoburger Wald. Dabei stellt er dem rauhen, kühlen und unmenschlichen Militärapparat der Römer das ursprünglichen Wesen der Germanen gegenüber. Der eigentliche Reiz des Stücks liegt aber in der Zeichnung der Einzelschicksale der wichtigsten Personen in diesem Krieg. Grabbe wechselt dabei lebendig zwischen heroischem Pathos und ironischen Brechungen.
Das Stück wurde erst 1934 uraufgeführt. Es wurde von den Nationalsozialisten missbraucht und in ein plattes Heldendrama umgeschrieben. So war das Stück lange Jahre verpönt. Zu unrecht, den die Darstellung der naturverbundenen und ursprünglichen Germanen, die sich am Ende aus Gewohnheit und Bequemlichkeit doch nicht zu einem geeinten Volk zusammen finden wollen, hat so gar nichts mit dem Wesen der Nationalsozialisten gemein. Dann schon eher die menschenverachtende Arroganz der Römer, so wie Grabbe sie zeichnet.
Seit der Aufführung am Theater Chemnitz 1995 und einigen Aufführungen rund um das Jubiläumsjahr der Schlacht im Teutoburger Wald 2009 ist das Stück wieder ein wenig in den Blickwinkel gerückt, und deutsche Bühnen stellen sich endlich dem schwierigen aber reizvollen Originaltext.