Die Hotterlocher

Geschichten von schlitzohrigen Gemütsmenschen

von

Verirrte sich einmal ein gebildeter Mensch nach Hotterloch in die Dorfwirtschaft. Als er die Speisekarte las, stellte sich grausiges Entsetzen ein: Schweinebraten mit Knödeln stand da, Schweinshaxe mit Sauerkraut und Saure Kutteln mit Bratkartoffeln, schon das Lesen ließ ihn kränkeln und zwei Kilo schwerer werden! Er beschloss, seinen Hunger auf die nächste Ortschaft zu verschieben, und bestellte sich gegen den Durst ein Mineralwasser.
Die Wirtin Erna Duttenmoser, die eigentlich als Drillinge hätte auf die Welt kommen sollen, schaute den Gast an, als käme der von einem anderen Planeten. Verächtlich schnaubend donnerte sie ihm dann das Wasser auf den Tisch und sagte: ‚Da, Männle!‘ Bevor der gebildete Mensch aus seiner Entgeisterung herausfinden konnte, wurde die Tür aufgerissen: Feierabend war’s, die Hotterlocher kamen herein, polternd, lärmend, lachend. Den Gebildeten grauste es und geschwind stahl er sich aus der Wirtschaft.
Aber hätte er nur ein bisschen Geduld gehabt, dann hätte er die drolligsten, verblüffendsten Geschichten hören können von den Hotterlochern. Und sehr wahrscheinlich hätte auch er gelacht, geschmunzelt und sinniert: über die Hotterlocher im Besonderen und die Menschen im Allgemeinen.