Die kasernierte Nation

Militärdienst und Zivilgesellschaft in Deutschland

von

Nach zwei Jahrhunderten steht in Deutschland die allgemeine Wehrpflicht zur Debatte. Ute Frevert zeigt in ihrem grundlegenden Werk, wie nachhaltig der Militärdienst die Entwicklung der modernen Zivilgesellschaft beeinflußt und geprägt hat. Ihre pointierte Darstellung ist eine unentbehrliche Grundlage für das historisch-politische Verständnis der Wehrpflicht in Deutschland.
Seit Jahren streiten Politiker, Offiziere und Publizisten über Vor- und Nachteile der allgemeinen Wehrpflicht. Für die Abschaffung der Wehrpflichtarmee sprechen vor allem militär- und sicherheitspolitische Gründe. Zudem löst eine Berufsarmee das Problem mangelnder Wehrgerechtigkeit, umschifft die politisch brisante Frage einer Wehrpflicht für Frauen und beendet den rechtspolitischen Streit, ob die Wehrpflicht ein unverhältnismäßiger Eingriff in die Grundrechte sei oder nicht. Diesen Argumenten stehen andere zugunsten einer Wehrpflichtarmee gegenüber, die vor allem gesellschaftspolitischen Überlegungen einen hohen Stellenwert zuweisen. In dieser Sichtweise wird die Wehrpflicht zu einem Fundament des bundesdeutschen Verfassungs- und Staatsverständnisses, der „?Staatsbürger in Uniform“ zu einer Säule der Demokratie.
Ute Frevert schildert in ihrem Buch die Geschichte der allgemeinen Wehrpflicht von ihrer „?Erfindung“? in Preußen im frühen 19. Jahrhundert bis zu den aktuellen Auseinandersetzungen der Gegenwart. Dabei wird die große historische Bedeutung dieser Institution sichtbar, die – nicht nur politisch und sozial, sondern auch kulturell bis hin zur Ausgestaltung der Geschlechterordnung – in der deutschen Geschichte eine kaum zu unterschätzende Rolle gespielt hat.