Die Kunst der Konversation

von

Die Geschichte der Konversation wird anhand dreier französischer
Berühmtheiten und ihrer Salons erzählt: dem Blauen
Zimmer der Madame de Rambouillet im 17. Jahrhundert, den
Zusammenkünften bei Madame du Deffand im 18. Jahrhundert
und im Schloss der Madame de Staël im 19. Jahrhundert.
Konversation ist weit mehr als ein intellektuelles Geplänkel
in angenehmer Umgebung, das Austauschen mehr oder weniger
literarisch geformter Artigkeiten. Jene drei herausragenden
Frauen bemühten sich, jede zu ihrer Zeit, um diese
Spielform des Gesprächs, weil sie darin ein emanzipatorisches
Moment sahen – für sich selbst, die sich vorgesehenen Rollenmodellen
verweigerten, aber auch für die Gesellschaft insgesamt.
Unabhängig davon, ob sie sich in eine Feenwelt
flüchteten, auf das distanzierende Moment des Humors setzten
oder an die Literatur als Waffe glaubten: Sie schufen sich
mit der Konversation nicht nur selbst Freiräume, sondern
hofften darauf, den Umgang ihrer Mitmenschen positiv zu
verändern. Und in diesem Glauben an die gesellschaftsverändernde
Kraft der Sprache sind sie erstaunlich modern.
Chantal Thomas, geboren 1945 in Lyon, ist Schriftstellerin und
Wissenschaftlerin. 2002 erhielt sie den Prix Femina für ihren
Roman Leb wohl, Königin! Sie hat an verschiedenen französischen
und US-amerikanischen Universitäten zur Literatur
des 18. Jahrhunderts gearbeitet, insbesondere zu de Sade und Casanova.