Die Kunst der Reparatur

Ein Essay

von

Für unsere Großeltern war es noch normal: Wenn etwas kaputtging, wurde es repariert. Die zerbrochene Tasse, der geborstene Spazierstock, selbst das defekte Auto – nahezu alles wurde ausgebessert und wiederhergestellt.

Heute gibt es mit den Repair-Cafés zwar eine Gegenbewegung, doch Wegwerfen hat immer noch Konjunktur – mit fatalen Folgen. Unsere Massenproduktion belastet nicht nur die Umwelt, sie führt auch zu einer seelischen Deformation. Arbeit verliert an Wert und Würde, wenn sie allein dem schnellen Nutzen dienen muss und Menschen ebenso wie Waren austauschbare Glieder einer Produktionskette werden. Es ist ein Teufelskreis: Je weniger Bindung wir zu den Dingen entwickeln, desto schneller werden sie ersetzt.

In seinem Essay plädiert Wolfgang Schmidbauer für eine Wertschätzung der Reparatur. Indem sie handwerkliches Geschick und Kreativität fördert, kommt sie einer Kunst gleich und strahlt obendrein positiv in unsere emotionalen Beziehungen aus.