Die Leiden der nathanischen Seele

Anthroposophische Christologie am Vorabend des Ersten Weltkriegs

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Am 1. Juni 1914 sprach Rudolf Steiner in Basel zum letzten Mal vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs – und zum letzten Mal in seinem gesamten Vortrags- und Schriftwerk – über die nathanische Seele und ihre Beziehung zum Mysterium von Golgatha. Der interne Zweigvortrag beendete eine Reihe von tiefgehenden christologischen Betrachtungen, die am 20. September 1913 bei der Grundsteinlegung des Johannesbaus im benachbarten Dornach begonnen worden waren, und mündete – vier Wochen vor dem Attentat in Sarajevo – in das Motiv der ‚Selbstlosigkeit‘, dessen Zukunftsbedeutung Rudolf Steiner mit großem, ja unüberhörbarem Nachdruck betonte.
Die Studie von Peter Selg schildert – anlässlich des 100. Jahrestages des Ersten Weltkrieg-Beginns – die Entfaltung zentraler Motive des ‚Fünften Evangeliums‘, der nathanischen Seele und der Christus-Opfer in Rudolf Steiners Vortragswerk in der unmittelbaren Vorkriegszeit. Die Publikation beinhaltet auch den gesamten Wortlaut des Basler Vortrags vom 1. Juni 1914, dessen wichtige Einleitung bisher lediglich einmal, 1936, im Nachrichtenblatt der Wochenschrift ‚Das Goetheanum‘ erschienen war.