Die Liebe eines Dichters

von

Die Tage, die Nächte, die Jahreszeiten und die Jahre selbst – was auch immer sie bringen, alles ist erfüllt, gesehen und erkannt im Gedenken und in Gedanken an die geliebte Frau. Das Glück, die Zweifel, die Schmerzen, der Trost, alle Empfindungen sind gebunden an sie. Was sie zulässt, was sie verweigert, das bestimmt den Herzschlag, den Schlaf oder Nicht-Schlaf.
Derjenige, dem diese Liebe widerfahren ist, ist Schriftsteller, er ist Dichter, und natürlich heißt das, dass alle Wahrnehmungen Sätze werden wollen, Beobachtungen, kleine Szenen, auch Gedichte. Hier ist ein heimlicher Troubadour am Werk, ein Meister der Courtoisie, ja der Verehrung. Die flüchtigen Gesten, die kleinen und die großen Dramen, hier ein Wink, da eine Kränkung, dort ein unerfüllter Traum – Julian Schutting versteht es, aus all dem ein Liebes-Buch entstehen zu lassen, das uns noch einmal an die großen Gefühle erinnert, die keinen Alltag kennen. Und daran, wie aus dem Alltag das Unalltägliche werden kann, wenn wir den Gefühlen ihr Recht lassen.