Die nächsten Jahre der Menschheit

1 Roman und 25 Frankenstein-Dramolette

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Wenn zwei notorische Exzentriker, der Wiener Filmemacher Peter Kern und der deutsche Kulturreporter Helmut Schödel, miteinander ein Buch schreiben, tun sie’s naturgemäß gegeneinander. Ausgehend von der Erkenntnis, dass eine zukunftslose Gegenwart die Vergangenheit wiederholen muss, schreibt der eine einen Roman aus den Gruselkammern Österreichs, der andere 25 Dramolette aus dem Denklabor von Professor Frankenstein. „Die nächsten Jahre der Menschheit“: zwei Bücher in einem, tiefernst und zum Schreien komisch.

Roman
Franz Bleisch, seit zwanzig Jahren blind, verbringt seine Tage im Café „Zur Gemütlichkeit“, das seiner tyrannischen Mutter gehört. In Tagträumen lässt er sein Lebensdrama vorüberziehen. Es begann damit, dass er in einem Verlies die Hinterlassenschaft seines Vaters fand, eines Naziarztes, den er nie gekannt hatte: Einweckgläser mit Menschenaugen. Auf einer abenteuerlichen Reise durch den Nahen Osten spürte er ihn in Saudi-Arabien auf, wo er nun im Dienste der Scharia tätig war. Der israelische Geheimdienst zwang ihn, seinen eigenen Sohn zu blenden. Als Blinder sieht Franz besser als andere, dass der Geist der Vergangenheit in Österreich nicht vergangen ist. Mit seinen Künstlerfreunden realisiert er im Café „Zur Gemütlichkeit“, das einst jüdisch war und „Shalom“ hieß, eine friedvolle Utopie. Zumindest einen Traum lang.

25 Frankenstein-Dramolette
Professor Frankenstein, gezeichnet von Frankenstein seniors Tod, brütet im oberfränkischen Saalenstein über seinem nächsten Buch. Nächtens klopft nicht nur der trunkene Dichter Jean Paul an die Wände, sondern auch der Benjaminsche Engel der Geschichte schwirrt mit seiner düsteren Prophezeiung durch Frankensteins Träume. Mit Assistent Umek und Hund Tommy begibt er sich auf eine Weltfahrt in 25 Dramoletten: nach Hof, Bayreuth, München,Wien und ins Tirolerische. Er holt Stimmen zur Zukunft ein – bei einem pensionierten Posaunisten, einem krebskranken Fotografen, einer Theologin, einem Nervenarzt und vielen anderen mehr. Eine wichtige Erkenntnis: Der Mensch ist ein Irrtum der Schöpfung, ihr integrer Teil sind die Tiere.