Die Schatzkammern von Chemnitz

Nur eine Saga der uralten Stadt?

von

Langer, Hans D
Die Schatzkammern von Chemnitz
Nur eine Saga der uralten Stadt?
ISBN 3-930894-70-X
Paperback
444 Seiten, zahlr. Fotos, Abbildung(en) und Karte(n)
Preis: 35,00 Euro

Wenn man in dunkles Unbekanntes vorstoßen will, benötigt man eine Erleuchtung, denn das Licht am Ende des Tunnels kann lange auf sich warten lassen. Folglich erkannte der Autor eines Tages, dass die Zeit reif ist, die Chemnitzer Siedlungsurgeschichte zu untersuchen und den Geheimnissen der städtischen Unterwelt auf die Spur zu gehen.

Es reifte zudem die Erkenntnis, wonach Dichtung und Wahrheit des Wissens über die sehr ferne Chemnitzer Vergangenheit anscheinend irgendwo zwischen der Antwort auf zwei Fragen liegen: Wie phantastisch ist eine Legende? und „Wie viel Wahrheitsgehalt steckt in der wissenschaftlichen Arbeit eines Historikers oder eines Archäologen?

Es stellte sich heraus, dass man zwischen mythisch und romantisch, märchenhaft und fachlich etwa die Mitte suchen musste, um nach Möglichkeit alle wichtigen Facetten des erstaunlichen Geschehens zu erfassen und um hoffentlich möglichst viele Leser zu erreichen. Man sollte allerdings das Werk nicht gleich als Roman oder Märchen verdammen, den Mythos der großen Vergangenheit von Chemnitz trägt es jedoch bewusst in die Zukunft. Als Fachbuch erhebt es den Anspruch, gerade durch die vielen wörtlichen Zitate und die zahlreichen neuen Bestandsbefunde als besonders exakt zu gelten. Nicht Vollendung motivierte, sondern eher Mahnung, endlich zu beginnen. Die Glanzlichter von Chemnitz liegen in der Vergangenheit. Zündet man sie nach und nach wieder an, so formiert sich wie von Geisterhand wieder eine Zukunft. Jedenfalls verspricht das so ähnlich ein bekanntes Sprichwort.

Geheimnisvolle Schatzkammern
Unterirdische Gänge faszinieren die Menschen vermutlich vor allem wegen der Möglichkeit von darin hinterlegten Schätzen. (Deshalb sind die Bernsteinzimmer so in Mode.) Wenn es um die Schatzkammern geht, so darf man allerdings nicht nur an echte Hohlräume denken. Diese sind nämlich oft genug mit dem Abfall der Altvorderen verfüllt, meistens sogar nur mit mineralisch Unbrauchbarem, andere auch mit taubem Gestein. Womit wir bei den Klüften der Urzeit, den eigentlich begehrlichsten Schatzkammern der Erde angekommen wären. Die Phantasie kennt keine Grenzen, wenn man der geschundenen Erdkruste gedenkt, die im Höllenfeuer geboren wurde und trotzdem schon damals an das Wohl des Menschen dachte. Krachend ließ sie die Risse bis zur Oberfläche stürzen, wodurch das Spiel der Platten und Thermen erst einen Sinn bekam. Klammheimlich schloß sich dem hydrothermalen Strom das ganze Periodensystem an. Vor allem, wenn es um Gold und Silber ging, wurde in der Tiefe getuschelt und getauschelt, so dass der berühmteste Chemnitzer, Georgius Agricola, ganz schön ins Grübeln kam. Auch der Teufel gab nie auf und nutzte den gleichen Weg durch die Erdkruste, um den Druck seines Fegefeuers zu regulieren.
Die Folgen waren für die Gegend verheerend, doch selbst in dieser tödlichen Phase wurden Schatzideen für die Ewigkeit realisiert. Bei allen diesen Gelegenheiten wurde die eine Art der Chemnitzer Schatzkammern geschaffen und teilweise bis zum Bersten gefüllt. Dann kam der Mensch.
Vermutlich seinen Nöten und ganz bestimmt seinen Bedürfnissen ist es zu verdanken, dass eine phantastische Unterwelt durch ihn hinzugekommen ist. Als er zudem von den unterirdischen Schätzen aus der Urzeit erfuhr, machte er sich auch diese erfolgreich zu nutze; Jahrhunderte lang, alles zu seiner Zeit, manches eher, anderes später. Die Schatzquellen sind eigentlich nie richtig versiegt.
Und als die Not am größten war, wurden die Chemnitzer sogar von den dankbaren Berggeistern gerufen. Sie boten ihnen in der Stunde Null den besten Schutz und der Stadt wieder eine Zukunft. Doch ein halbes Jahrhundert reichte, den einstigen Reichtum der Stadt fast völlig vergessen zu machen. Deshalb versucht der Autor, an die vielen Episoden zu erinnern. Vielleicht lohnt es sich, den einen oder anderen historischen Schatz wieder zu entdecken oder bewusster zu machen, und vor allem zu bewahren.
Wenn vor 57 Jahren 10.000 Menschen darin noch ihre einzige Überlebenschance erkannten, haben ihr ebenso viele seit dem 15. Januar 1999 den Besuch abgestattet. Ja, die Eröffnung der Unterirdischen Gewölbegänge im Kaßberg zu Chemnitz hat schon wieder Geschichten geschrieben. Auch die Erinnerung daran sowie an viele ungenannte Bürger, die mit ihrer Hilfeleistung oder Spende zum Gelingen beigetragen haben, muss man, einem wichtigen Anliegen des Buches folgend, unbedingt wach halten.
Natur und Mensch haben die Chemnitzer Schatzkammern in einem zeitweise überaus dramatischen Schauspiel erstellt, gefüllt und wieder entleert. Es ist schon so, als hätten sich beide ergänzt, ohne sich dabei zu erschöpfen. Im Gegenteil, die weitere Zusammenarbeit dieser Kräfte könnte und sollte zeitgemäß erweitert werden, zum Wohl und Ruhm der Stadt.