Die Schlacht von Jena und die Plünderung Weimars im Oktober 1806

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Die Schrift des Jenenser Historikers Heinrich Luden über seine Erlebnisse in den Tagen der Schlacht von Jena und Johanna Schopenhauers Brief an ihren Sohn Arthur, geschrieben während der Plünderung Weimars durch französische Truppen unmittelbar nach der Schlacht, erzählen die Ereignisse nicht aus der Sicht der Politiker und Militärs, sondern aus der Sicht der am Kriegsgeschehen leidenden Zivilbevölkerung. Das Ehepaar Luden geriet auf dem Wege von Celle nach Jena mit einer Mietkutsche zwischen die feindlichen Linien, und Johanna Schopenhauer, die gerade kurz zuvor in Weimar eine Wohnung bezogen hatte, erlebte nicht nur den Anblick von Toten und Verwundeten der geschlagenen preußischen Armee, sondern auch den Siegesrausch der „du pain, du vin, vite“ fordernden französischen Soldateska. Die beiden Texte sind bemerkenswert, weil sie zeigen, daß der Krieg damals noch auf der strikten Trennung von „Kombattanten“ und „Nichtkombattanten“ beruhte, daß er also kein „Volkskrieg“ im heutigen Sinne war und daß es daher auch die Vorstellung vom französischen „Erbfeind“ noch nicht gab, daß die Bevölkerung zwar Opfer vielfältiger Bedrängnisse werden konnte, daß man aber zugleich mit französischen Offizieren im Wirtshaus sitzen konnte und daß die französischen Soldaten „Bon jour“ riefen, als Ludens Mietkutsche vorbeifuhr.