Die sogenannten Toten

Gedichte

von

Die Gedichte aus Miodrag Pavlovićs neuem Band Die sogenannten Toten sprechen und singen fast schon aus einem Jenseits und doch sind sie ganz und gar diesseitig. Die einleitenden Klagen skizzieren ohne Pathos, mit leiser Ironie die Gebrechen des Alters: Das Bett will nicht mehr passen, jeden Morgen wird ein Strumpf vermisst, die Freunde sind längst tot, nur man selbst hat scheinbar ‚kein kürzeres Sterben verdient‘. Auch ist ungewiss geblieben, woher man kommt und wieso der Mensch ‚freiwillig / den Zoologischen Garten verließ‘. Der zentralen Frage nach dem Wohin des Menschen wenden sich die vier anschießenden Zyklen zu. Skeptisch und gelassen werden die mystische Versenkung des Buddhisten und die Verklärungen und Hoffnungen der Christen betrachtet. Doch erst in den Höhen des eisigen Gebirges blitzt im Traumbild ein heiliger Schimmer auf, der aber letztlich auch ’nur sich selbst / bei der Erschaffung der Welt / voraussagt‘.
Wenn Miodrag Pavlović ernsthaft und mit großer Leichtigkeit die existentiellen Fragen der Menschheit in eine fast schon körperliche Sprache fasst, zeigt sich in seinen Versen jeweils auch jener Humor, welchen er der unergründlichen Schöpfung attestiert: ‚der Humor ist sichtbar geblieben / und leuchtet / von ferne.‘