Die vielleicht besten deutschen Übersetzungen

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Oscar- und Literaturnobelpreisträger Bernard Shaw erzählte in Candida eine Dreiecksgeschichte zwischen dem starken, männlichen, viel bewunderten 40-jährigen Pfarrer Jakob Morell, seiner aufrichtigen, hübschen 33-jährigen bürgerlichen Ehefrau Candida – die vermutlich sehr bald matronen-haft wird, sich aber noch im besten Licht zeigt – und deren schmächtigen, einsamen, feinsinnigen, nach Liebe suchenden, poetisch begabten 18-jährigen adeligen Verehrer Eugene Marchbanks. Der unwiderstehliche Morell, der Kirchenbesucher und ganze Versammlungen in Ekstase bringt, gerät ins Wanken, als Marchbanks ihn mit Vorwürfen über Ausbeutung seines Subjektes der Verehrung – Candida – bei der Haushaltsführung konfrontiert: Während der Ehemann predigte, müsste seine Ehefrau putzen. Auch Morell’s nette Sekretärin Proserpine [vielleicht die einzige authentische Figur im Stück], bei der er es vermag, dass sie sich in ihn verliebt, fällt seiner Selbstverherrlichung zum Opfer. Morell versucht, einen Lehrer vorzuspielen, aber Eugene will nicht in seine Schule gehen. Nach einer heftigen Auseinandersetzung muss Candida, die Eugene’s Ehrerbietung nicht abgeneigt ist, zwischen dem Pfarrer und dem Dichter wählen: Morell bricht komödiantisch zusammen, Marchbanks behält die Nerven. Da Candida einzusehen imstande ist, dass jüngerer Marchbanks dem zweimal älteren Morell charakterlich schon jetzt weit überlegen ist – mit einer Tendenz zur Steigerung – entscheidet sie sich für den charakterlich schwächeren Ehemann Morell („bis dass der Tod uns im Pfarrhaus scheidet“). Der Altersunterschied zwischen Candida und Eugene spielt dabei auch eine gewisse Rolle. Eugene Marchbanks überlebt unbeschadet die Lehre und ist für Größeres als privates Glück bereit.