Die vornehme Welt

Leben und Gedanken des Herrn Zygmunt Podfilipski

von ,

Mit den erhabenen Worten eines ehrfürchtigen Chronisten eröffnet Jacek Ligeza sein biografisches Spektakel vom großen Zygmunt Podfilipski. Dem kundigen Leser wird jedoch das leichte Augenzwinkern nicht entgehen, mit dem der scheinbar brav-biedere Landedelmann zu plaudern versteht, und alsbald wird er begreifen, wie nahe Ligeza der Wahrheit kommt, wenn er Podfilipski einen „hungrigen Wolf“ nennt. Mit doppelbödiger Ironie zeichnet Józef Weyssenhoff (1860–1932) in seinem kurz vor der Jahrhundertwende erschienenen Roman das Porträt eines polnischen Magnaten der Zeit, der hinter der Maske des aufgeklärten Mannes von Welt seine Ignoranz und kalte Menschenverachtung verbirgt – ein Schwätzer und Wichtigtuer, der brutal das Recht des Stärkeren gegenüber den Schwachen praktiziert. Mit der schillernden Vieldeutigkeit der Gestalt Podfilipskis, einer Fülle von ironischen Einfällen, Anspielungen und Paradoxien bereitet diese polnische Gesellschaftssatire auf die Jahre des Fin-de-siècle auch heute noch Vergnügen.