Dining

Architektur, Raum, Objekt

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Architektur, Raum, Objekt
Wenn vom Dinig-Room, von Speise- oder Esszimmer die Rede ist, denken wir unmittelbar an ein Möbelstück, das unverzichtbar dazugehört: es ist der selbstverständlich vorhandene Tisch, den wir oft gar nicht mehr besonders wahrnehmen. Schmerzlich spüren wir sein Fehlen erst, wenn er plötzlich nicht mehr da ist. Dann, wenn eine Lücke zwischen den noch da stehenden Stühlen klafft. In dieser Situation stehen da die vereinsamten Stühle, eine Leuchte, vielleicht auch ein passendes Sideboard, gruppiert um eine leere Fläche. Dinge, die dazugehören, aber ohne Tisch ihre Aufgaben einbüßen. Speisen lassen sich natürlich auch auf der ebenen Bodenfläche einnehmen, was in vielen Kulturen durchaus gepflegt wird. Doch was nutzen dann die Stühle?
Der zeichnende Architekt Thomas Schriefers geht hier der Frage nach, wie sich der abendländische Speiseraum in den letzten vierhundert Jahren verändert hat. Dabei zeichnet er nach, wie sich ein Vielzweckraum in eine Speiselounge verwandelte. Zeichnen ist hier wörtlich gemeint. Denn es handelt es sich um ein gezeichnetes Buch, in dem sich die von ihm verfassten Texte mit den dazu gehörigen
Illustrationen vereinen. So ist es ein Bildtextbuch, das deutlich zeigt, wie sich die Ansprüche der Menschen, besonders in den vergangenen 160 Jahren immer wieder wandelten. Nicht nur in Hinblick auf die Gestalt der Gegenstände, die zunehmend Moden unterworfen wurde. Der Essplatz in einer Standardwohnung für das Existenzminimum fehlt hier ebenso wenig wie Wohlfühloasen einer Slow-Food-Bewegung oder der Speiseraum als Bühne einer Gesellschaft, die den besten Gastgeber kürt.