Doña Quijote

von

Hubert Fichte plante einen Roman über einen weiblichen Don Quijote. Es ist bei dem Plan geblieben.

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts reisten Europäer, vom Unbehagen an ihrer Kultur getrieben, in „exotische“ Länder , um das „ganz Andere“ zu erleben, zu verstehen und sich – sofern es ihnen den verlorenen Zauber wiedergab – anzueignen.

Woran diese Aneignungen samt Rückverzauberungsversuchen scheitern, verdeutlicht Hubert Fichte bei seiner intensiven Beschäftigung mit afroamerikanischen Riten und Heilmethoden.

Inzwischen hat sich die Richtung gedreht. Die „ganz Anderen“ dringen auf der Flucht vor Armut, Gewalt, Verfolgung und Perspektivlosigkeit nach Europa. Die echte Aneignung (nicht Vereinnahmung!) des Fremden, früher freiwillig und weit weg, ist jetzt eine Notwendigkeit vor Ort, will man die Falle der Populisten vermeiden, die aktuell genau jene abweisen, zu denen ihre Vorgänger für erhoffte Jungbrunnenerlebnisse gereist sind.

Bei geschätzten 300 Millionen Migranten weltweit ist die Frage, was echte Aneignung von Fremden hindert oder ermöglich, keine akademische mehr.

Hubert Fichte und seiner Partnerin, der Fotografin Leo-nore Mau, geben auf beides Antwort.