Doppelgänger

Zwei Erzählungen

von

Nachdem Ferdinand sich von seiner Ehefrau getrennt hat, widerfahren ihm seltsame Dinge: Als er eines Tages in sein Arbeitszimmer kommt, sieht er sich bereits dort sitzen. Als ob das noch nicht genug wäre, besteht sein Doppelgänger auch noch darauf, der echte Ferdinand zu sein. Da bezüglich der Beweislage eine Pattsituation vorliegt, beschließen die beiden, sich zusammenzutun, indem sie sich für ein und dieselbe Person ausgeben – was sie für ihre Umwelt ja auch sind. Für einander unterscheiden sie sich jedoch durchaus, da sie jede Menge Animositäten auszutragen haben. Das Ganze entpuppt sich jedoch bald als ein skrupelloser Menschenversuch, bei dem ein Individuum nicht nur kopierbar wird wie eine Computerdatei, sondern schließlich auch auf einer Stufe mit einer solchen endet.
Trotz dieses ernsthaften Hintergrunds ist die 130 Seiten lange Erzählung Doppelgänger ein amüsantes Lesevergnügen mit viel Situationskomik, Wortwitz und satirischem Biss gegenüber allgemein menschlichen Verhaltensweisen, insbesondere wenn diese das andere Geschlecht kennzeichnen, vor allem aber voller Ironie des Erzählers gegenüber sich selbst.
Sicher, wie auch bei der zweiten, mit nur 15 Seiten Umfang wesentlich kürzeren Erzählung Herzkadaver, handelt es sich dabei letztlich um eine Liebesgeschichte, wenn auch um eine ohne jedes Geschmachte und ohne Mondschein-Romantik, da ja den männlichen Protagonisten, aus deren Sicht erzählt wird, der Zugang zu ihren tieferen Gefühlen durchweg verschlossen bleibt. Dennoch wird gerade durch die bewusste Verengung und Subjektivierung der Erzählperspektive klar, warum die Liebe zwischen den Geschlechtern immer wieder zu scheitern droht und warum sich beide Seiten immer wieder unverstanden fühlen.