Downstairs / Sündenfälle

Zwei Fallstudien.

von

Zwei Satiren, die es in sich haben:
Nummer eins beginnt mit dem ersten sinnlichen Erschauern, das der Ich-Erzähler als Zehnjähriger beim Anblick eines gleichaltrigen Roma-Mädchens in einem Dorf im Böhmerwald empfindet. Hin und weg, verliert er auf einer sechs Meter hohen Stiege das Gleichgewicht und stürzt in die Tiefe. Dass in diesem Moment gerade seine Tante unten vorbeigeht und ihn auffängt, rettet ihm das Leben. Davon ausgehend, entwirft er ein Szenario seiner „Frauengeschichten“, halb Dichtung, halb Wahrheit, die kreisförmig aufeinander folgen, um zuletzt wieder beim Roma-Mädchen zu enden: die erste Affaire des Erwachsenen mit einer untreuen Ehefrau, seine Beziehung zu einer linkslinken Journalistin, sein Hochgebirgs-Flirt mit einer biederen Schweizer Touristikerin und seine Liaison mit einer anzüglichen Möchtegern-Schauspielerin.
Die Klammer dieser Episoden ist die Liebe – als etwas, das es (nicht) gibt.
Auch in Satire Nummer zwei positioniert sich der Ich-Erzähler in der Rolle des Zuschauers und kaustischen Chronisten seiner Vergangenheit. Sie wird zu einer fremden Welt, in der sich fortwährend Neues ereignet, mit dem man nie gerechnet hätte. Da gibt es den Teddybären Bulwul, dem der Bauch aufgeschnitten wird, um festzustellen, ob er eine Seele besitzt. Frau Schwarzinger, die in ihrer Begeisterung für Karl Mays Winnetou mit einem Indianer durchbrennen will. Den Bundesheer-Vizeleutnant, der ein Brettspiel der Isonzo-Schlachten entworfen hat. Oder den Alltag des Journalisten, der auf ein Interview mit einem Star-Philosophen pfeift, um sich von einer drallen Latina „abschleppen“ zu lassen.