Du bist nicht der Du warst wirst Du nicht sein

von

Spät legt Bernd Ulbrich seinen siebten Roman vor. Spät deshalb, weil es der erste ist, den er bald nach der Wende vollendete. Zu Zeiten der DDR – jahrelanges Publikationsverbot darf wohl als kulturpolitischer Ritterschlag gelten – war er einzig als Erzähler hervorgetreten. Bei diesem Erstling erwartet man sich nun ein Werk, welches von den (verzeihlichen) Schwächen eines solchen getragen ist und wird überrascht: Ein komplexes wie detailreiches menschliches, mithin gesellschaftliches Panorama deutscher Geschichte voller Tragik und Witz breitet sich vor unseren Augen, dass in seiner literarästhetischen und inhaltlichen Qualität ohne Zweifel bei den großen LiteratInnen unserer Zeit anzulehnen ist.
Aus der Extremsituation des Krieges 1941 heraus bis hin zum Mauerfall 1989 hat der Autor ein originelles Ensemble von Akteuren und dramatischer wie zarter Bilder, Vergleiche, Metaphern erschaffen, das wie eine Symphonie alle Klangfarben menschlicher Größe und menschlicher Niederung in sich vereint.
In welche existenziellen Tiefen der vormalige Wehrmachts- und spätere NVA-Offizier Alexander Diethard auch geschleudert wird und wie er – quasi Phönix aus der Asche – aus seinen Irrungen und Wirrungen, seinem Selbstverrat und dem verraten werden immer wieder aufsteigt – es bleiben Pyrrhussiege.
Den schwersten Verrat verübt er an Marianne, der Liebe seines Lebens, die ihrerseits das Leid, das er ihr zufügt, mit der Stärke der liebenden Frau aushält. Vielleicht ist so sie die eigentliche Hauptperson, der wahre Phönix dieses Romans…