Duich oder mehr als alles

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Dieses Buch muss gedruckt und verbreitet werden, denn es ist heiter, weise und tut sehr weh. Und eine Tragödie ist es auch, aber durch Sinne und Sinnlichkeit und besondere Anschauung von Leben zu Reichtum gebracht, wo auch Elend denkbar wäre.

Dabei könnte das Grundgeschehen alle Angst vor Tabus wecken. Lehrerin und Schüler, dreißig Jahre Altersunterschied, sie hat vier Kinder und liebt in ihm keineswegs das fünfte, sondern ihn, und damit das Leben mit all seiner Schmerzhaftigkeit. Es geschieht scheinbar nichts, was Liebe sein kann: die gelb-grüne Eifersucht, beiderseits, das wütende Gekränktsein – und die heiligen Augenblicke, wo einer oder eine fürs Leben was versteht.

Es gibt so wunderbare Schilderungen von dem, was zwischen Menschen an Kameradschaftlichkeit, an Versagen und kleinem hässlichen Verrat sein kann.

In einer Zeit, in der Liebe sich nur noch im breiten Bett darstellt, wirkt es aufreißend und auf andere Weise überwältigend, wenn das alte Geheimnis neu aufgedeckt wird: Liebe hat auch etwas mit dem Herzen und dem Verstand und also mit Tod und Leben zu tun.

(Gisela Steineckert)